Paradiesisches Palawan

Von der philippinischen Insel Palawan hatten wir bereits Einiges gehört: „Das Mekka der Sauf-Touristen“, „Die schönsten Strände der Welt“ und „Traumhafte Felslandschaften mitten im Meer“. Kling abschreckend und anziehend zugleich. Wir waren gespannt! Von Cebu City flogen wir nach El Nido zu einem der wohl kleinsten Flughäfen weltweit. Ein Gepäckband suchten wir vergebens, Security scheint es auch nicht zu geben und direkt neben der „Wartehalle“ befindet sich der Dschungel. Da der Flughafen ziemlich ab vom Schuss ist und wir nicht in El Nido direkt sondern in der Nähe des Nacpan Beach übernachten wollten, wurden wir von einem der Tricycle Fahrer ein wenig übers Ohr gehauen. Für eine 45 minütige Tour zahlten wir fast das Doppelte des Normalpreises. In unserem Hostel Where2Next angekommen, schauten wir uns nicht sonderlich begeistert unser Zelt für die kommenden Nächte an. Da rund um El Nido und generell auf Palawan die Unterkünfte verhältnismäßig teuer sind, musste ein Zelt reichen. Am Calitang Beach fünf Minuten vom Hostel entfernt aßen wir und wurden von einem wunderschönen tiefroten Sonnenuntergang verzaubert. Mit ein paar anderen Hostelgästen aus Deutschland, Mexiko und Schweden spielten wir bis spät in die Nacht Cards against Humanity.

Upps die Pannenshow

Der darauf folgende Tag begann um 6 Uhr mit unserem aufschrillenden Wecker. Aufgrund der extremen Hitze im Zelt und eines unentwegt schnarchenden Zeltnachbarn fühlten wir uns wie vom Laster überfahren und schleppten uns zum Frühstück. Am Vortag hatten wir gemeinsam mit Kathi und Chris aus Nürnberg eine private Bootstour gebucht, die bereits 7.30 Uhr losgehen sollte. Leider lief an diesem Tag so ziemlich alles schief, was schief gehen konnte. Angefangen beim Frühstück, dass viel zu spät zubereitet wurde über die extrem verspätete Abfahrt des Bootes bis hin zur Anzahl der teilnehmenden Gäste. Die Versprechungen im Vorfeld hatten nichts mit der Realität zu tun. Gefreut hatten wir uns auf eine Tour zu viert, die zeitig losgehen sollte, um die Massen der Touristen zu vermeiden. Nun standen wir am Strand wie bestellt und nicht abgeholt und wurden mit sieben weiteren Touristen aus England und Frankreich plus einer dreiköpfigen Bootsmannschaft auf ein Boot, das für zehn Leute zugelassen ist, gepfercht. Was für eine Enttäuschung. Das Boot war viel zu klein, es gab für uns alle für ganze acht Stunden in der sengenden Sonne nur 12 Liter Wasser und das vegetarische Mittagessen hatten sie auch vergessen. Wir waren, um es freundlich auszudrücken, wirklich angepisst. Nach einer Weile Ärgern haben wir uns aber gesammelt und entschieden den Tag trotzdem zu genießen. Als wir sage und schreibe 9.30 Uhr ablegten, fuhren wir zur Small Lagoon. Hier erwarteten uns bereits 100 andere Boote. Vor lauter Booten und Kajaks konnten wir die Lagune gar nicht sehen und wünschten uns auf unsere private Bootstour. Die nicht weit entfernte Big Lagoon war nach dem ganzen Stress eine nette Abwechslung und wir kühlten uns in dem glasklaren Wasser ab. Zwischen den Felsen, die aus dem Meer ragen hat sich eine 40m tiefe Lagune gebildet. Mit dem azurblauen Wasser ist sie ein echter Hingucker.

Der nächste Halt vorbei an majestätischen Felsen führte zu einem kleinen weißen Strand, wo wir unser Mittag zu uns nahmen. Danach schwammen wir gemeinsam mit unserem Guide in eine Höhle. Das war tatsächlich der erste Moment der Tour, der uns von den Socken haute.

Die letzten beiden Stopps waren ebenfalls atemberaubend – eine weitere Lagune inmitten von spitzen majestätisch geformten Felsen und ein endlos weißer Strand gesäumt von Palmen. Am Ende hatten wir trotz Durst, Hunger und Hinternschmerzen das Beste aus der Tagestour gemacht. Die Eindrücke der einzigartigen Natur werden am Ende die schlechten überwiegen.

Abends haben wir zu viert am Calitang Beach im selben Restaurant des Vortages gegessen und den Sonnenuntergang beobachtet. Leider mussten wir uns, trotz dem wir sehr geschafft waren, noch mit einem Angestellten unseres Hostels auseinandersetzen und bekamen letztendlich 1/4 unseres Tourpreises zurück.

Modus: Hängematte

Nach einer ebenfalls relativ schlaflosen Nacht – dank kämpfender Hunde und krähender Hähne – spazierten wir am Morgen den bekannten Nacpan Beach entlang. Im Anschluss nahmen wir einen Shuttlebus nach El Nido. Nachdem wir nur wenige Meter durch die Stadt liefen, waren wir froh, hier nicht geschlafen zu haben. Der Ort ist dreckig, laut und total überrannt. Vor 20 Jahren gab’s hier sicher ein Paradies, heute wirst du danach vergeblich suchen. Heb hier auf jeden Fall genügend Geld ab. Viele Geldautomaten gibt es auf Palawan nämlich nicht. In Port Barton sind die Unterkünfte ebenfalls teurer als auf Bohol und nicht annähernd vergleichbar mit denen in Indonesien. Wir entschieden uns für das Forest Wood Suites, einer Unterkunft mit unausgeschöpftem Potential. Immerhin konnten wir hier gut schlafen und die Temperatur im Zimmer war erträglich. Der Strand mit seinen perfekten Sonnenuntergängen ist wirklich traumhaft – es ist ruhig und sauber. Ganz anders als El Nido. Die Einheimischen sind sehr freundlich und die Atmosphäre einfach entspannt.

Auch die Auswahl an Restaurants ist vielfältig – für uns gab es Falafel bei Yoskes oder günstiges Curry direkt am Strand. An einem unserer vollen Tage in dem kleinen Örtchen sollte es zum White Beach gehen. Allerdings mussten wir wegen der Flut wieder umdrehen. Sonst hätten wir durch hohes Wasser inmitten von Mangroven waten müssen. Aufgrund der Schlangen und Insekten nicht ganz ungefährlich. Somit nahmen wir für umgerechnet 6€ für zwei Personen hin und zurück ein Fischerboot. Beim White Beach taten wir genau das, was wir so dringend brauchten. Wir lagen faul in Hängematten, hüpften regelmäßig ins Wasser und dösten vor uns hin.

Zauberhafte Unterwasserwelt

Am nächsten Tag durfte es dann gerne wieder mehr Action sein. Somit starteten wir einen Tauchtrip mit dem Anbieter Aquaholics, den wir sehr empfehlen können. Nachdem wir unser Equipment getestet und angezogen hatten, ging es gemeinsam mit unserem Kapitän und unserem Tauchguide Cal los. Unser Boot wollte einfach nicht anspringen. Wir erhielten auf einem Boot einer anderen Tauchgruppe Asyl und fuhren zum ersten von drei Tauchspots. Dieser nennt sich Middle Rock. Da wir vorher noch nie im Meerwasser sondern nur im See in Berlin tauchen waren, hieß es bei diesem Tauchgang erstmal klarkommen. Wir gewöhnten uns total schnell an den Druck und die Tarierung. Alles klappte überraschend gut, nachdem wir immer mal wieder ein paar Meter höher mussten, um unsere Ohren an den Druck anzupassen. Ein paar Fischchen und wunderschöne bunte Korallen haben wir bereits gesehen. Unser Kapitän hatte in der Zwischenzeit das Boot zum Starten gebracht und somit konnte es ohne die anderen Taucher weitergehen.

Beim zweiten Tauchgang, durften wir sogar gemeinsam mit Cal in ein Schiffswrack tauchen. Anscheinend haben wir uns bei unserem ersten Tauchgang nicht schlecht angestellt. Er tauchte bis auf 21m Tiefe mit uns hinab. Das Wrack ist ein altes 40m langes Cargoschiff und wirkt unheimlich gespenstisch. Wir tauchten in die kleine Kapitänskabine. Dort wurden wir von zwei großen Fischen begrüßt und fanden uns in einem Schwarm von hunderten kleinen Fischchen wieder. Das Schiff selbst ist nach so vielen Jahren bereits voller Korallen und erinnert ein wenig an den Film Titanic. Wir waren verzaubert und voller Adrenalin, als wir wieder auftauchten. Nachdem wir uns an Gemüse und Reis gestärkt hatten, ging es nach einer einstündigen Wartezeit zur Abaguen Wall. Entlang eines Felsens erblickten wir Unmengen an Korallen, Fischen und sogar Schildkröten. Mit einer Menge Stolz und wundervollen Erinnerungen ging es auf dem Boot zurück nach Port Barton. Wir legten uns vorne aufs Boot in die Sonne und dösten. Tauchen kann auf einer solchen Tiefe auch im warmen Gewässer ganz schön kalt werden und macht unbeschreiblich müde. Am Abend gönnten wir uns im Gorgonzola eine riesige Pizza, die neben Gemüse mit veganem sehr sehr leckerem Käse aus Cashewnüssen belegt ist. Mit vollen Bäuchen schliefen wir diese Nacht wie zwei Steine.

Abgekapselt  von der Außenwelt

Ein noch beschaulicheres Örtchen folgte nach einer Busfahrt Richtung Salvacion, wo wir auf einen weiteren Bus Richtung Sabang warteten. Dieses kleine verschlafene Örtchen ist das Zuhause des längsten unterirdischen Flusssystems der Welt. Deshalb kommen hier viele Kleinbusse mit noch viel mehr Tagestouristen an. Nur selten übernachten diese Touristen in Sabang. Die Tour in die Höhlen ist überteuert, dauert nur etwa 30 Minuten und es wimmelt nur so von Booten. Wir entschieden uns dementsprechend, unser letztes Geld lieber für leckeres Essen und ein paar ruhige Tage in Sabang auszugeben. In der Tara Resto Bar und im Kings Arms aßen wir je zwei Mal sehr gutes Essen. Am Rand der Sandwege, Straßen gibt es hier nicht, stehen unzählige Verkäufer an ihren Ständen und verkaufen frische Säfte und riesige Buko – Kokosnüsse. Was das Dorf besonders authentisch macht, ist das fehlende Internet. Generell ist die Internetabdeckung auf der Insel Palawan außer in El Nido und Puerto Princesa so gut wie nicht existent.

Den kleinen Sabang Wasserfall erreichten wir nach etwa 20min zu Fuß über steinige Wege entlang des Meeres. Zum Baden ist das natürliche Becken nicht tief genug. Das war nicht so schlimm, denn es war unheimlich kalt. Den Rest des Tages verbrachten wir faul am Strand mit unseren Büchern.

Am nächsten Morgen hieß es dann Abschied nehmen. Am winzig kleinen Open-Air-Busterminal warteten wir auf unser Shuttle, welches uns 8.30 Uhr in die Hauptstadt Palawans bringen sollte. Zwei Stunden später waren wir im Green Park Tourist Inn und verbrachten unseren allerletzten Tag auf den Philippinen im Hotelpool. Abends ließen wir es uns im Ima’s Vegetarian so richtig gut schmecken. Trotz dem wir jetzt genug vom Inselleben haben, sind wir von der Herzlichkeit, die uns auf den Philippinen entgegengebracht wurde, schwer angetan. Ein weiterer Besuch bei so zahlreichen spannenden und wunderschönen Inseln muss in der Zukunft kommen.

Bushäuschen in Sabang

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